Wikipedia
Quelle: beim Bahnhof Brackwede, An den Lutterquellen
Mündung: an der Milser Mühle in Johannisbach/Aa
Länge: 13,0 km (davon 5 km verrohrt; 24 Brücken, 4 Stauteiche)
Nebenbäche: Fußbach (l.), Bohnenbach (r.), Lonnerbach (r.), Baderbach (r.), Finkenbach (l.), Windwehe (r.), Wellbach (l.), Vogelbach (r.), Buschbach (r.)
Flusssystem: Lutter + Johannisbach > Aa > Werre > Weser
Die Lutterquellen in Brackwede flossen ursprünglich alle als Lutter I zur Ems ab. 1452 haben die Bielefelder einen Teil der Quellen künstlich nach Nordosten zum Bohnenbach hin abgeleitet. Seitdem übernimmt die Lutter II in der Bielefelder Innenstadt das ursprüngliche Bachbett des Bohnenbachs. Der Oberlauf durch die Stadt ist seit etwa 1910 auf 5,2 km verrohrt; nur hinter der Kunsthalle ist ein rd. 50 m langer Abschnitt zu sehen. Am Stauteich I in der Oststadt tritt die Lutter zu Tage (Beginn des Mittellaufs), durchquert, in nordöstlicher Richtung in einer begradigten Rinne abfließend, die Stauteiche II und III. Sie nimmt von rechts den Baderbach auf, durchfließt einen naturnahen Abschnitt und erreicht die Mühle bei Meyer zu Heepen, wo sie aufgestaut ist. Sie umfließt Heepen nördlich, nimmt von links den Finkenbach, von rechts die Windwehe auf, wendet sich am Schelphof nach Norden Richtung Baumheide, nimmt am Ortsrand von Baumheide von links den Wellbach auf (damit den größten Teil der Bielefelder Abwässer) und wendet sich wieder nach Nordosten. In Milse nimmt sie von rechts den Vogelbach auf und mündet an der Milser Mühle in den Johannisbach, der hier seinen Namen in Aa ändert.
Die Stadt Bielefeld erhebt jährlich die Daten zur biologischen Gewässergüte und versucht besonders an den berichtspflichtigen Gewässern (darunter der Weser-Lutter), naturnahe dynamische Fließgewässerverläufe wiederherzustellen. Die Maßnahmen der Stadt richten sich u. a. darauf, die Qualität der Bäche als Lebensraum für Pflanzen und Tiere maßgeblich zu verbessern und so den „guten Zustand“ nach EU-Wasserrahmenrichtlinie zu erreichen.
Der Verein Pro Lutter setzt sich seit 2001 dafür ein, dass Teile der verrohrten Lutter wieder freigelegt werden.
Oberlauf (verrohrt) in Brackwede, Gadderbaum und Bielefeld-Mitte
Die verrohrte Lutter verläuft vom Bahnhof Brackwede her an der Ostseite des Bahndamms entlang Richtung Bielefeld, dann unter Bolbrinkersweg und Lutterstraße, wobei sie die Oetkerwerke passiert. Unterhalb der Lutterstraße mündet von links der verrohrte Fußbach ein. Unterhalb der Kreuzung Johannistal/Artur-Ladebeck-Straße nimmt sie von rechts den verrohrten Bohnenbach auf. Ab hier folgt sie, wenn auch verrohrt, dem früheren Verlauf des Bohnenbachs. Sie unterquert den Adenauerplatz und ist in einem rd. 50 m langen Abschnitt am Nebelswall hinter der Kunsthalle von oben zu sehen. Am Gymnasium Waldhof wird seit 2004 ein Teil des Lutterwassers durch ein sog. Tiroler Wehr in einen neu angelegten offenen Bachlauf im Park der Menschenrechte abgezweigt (NW-Bericht 19.5.2017). Das ist möglich, weil die unterirdische Lutterverrohrung dort einen Gefällesprung hat. Der Hauptkanal verläuft unterhalb der Straße Am Bach und unterquert an der großen Platane den Niederwall. Im 17. Jahrhundert befand sich an dieser Stelle ein Bachtor in der Stadtmauer, wo die Lutter über Wasserräder einen Blechhammer antrieb. Der Lutterkanal folgt über 2,3 km der nach Osten verlaufenden Ravensberger Straße, wobei er die August-Bebel-Straße, die Teutoburger Straße und die Oststraße kreuzt. In den 1910er Jahren wurde dort, zwischen Teutoburger und Oststraße, in Erinnerung an die frühere Lutteraue eine 700 m lange Platanenallee angepflanzt. Auf der Strecke liegen u. a. das Finanzamt, das Helmholtz-Gymnasium, das Ceciliengymnasium und das Jugendzentrum Kamp. Die Gaststätte „Hammer Mühle“ (Ravensberger Ecke Oststraße) befand sich im letzten noch erhaltenen Mühlengebäude an der städtischen Lutter, einer ehemaligen Hammermühle, das Anfang 2022 in einer Nacht- und Nebelaktion abgerissen wurde.
Zur Geschichte der Lutter: prolutter.de, dort auf „Historie“.
Exkurs: Freilegung der Lutter
und Sanierung des Lutterkanals
Der Verein Pro Lutter setzt sich seit 2001 dafür ein, dass die verrohrte Lutter in Bielefeld wieder freigelegt wird. Ein erster Erfolg war 2004 die Anlage eines offenen Bachabschnitts im Park der Menschenrechte neben dem Gymnasium Waldhof. Alsbald soll auch in der Ravensberger Straße zwischen Niederwall und Oststraße wieder Lutterwasser unter freiem Himmel fließen. Bei der Prüfung dieses Projektes wurde jedoch offenkundig, wie marode der Lutterkanal in der Ravensberger Straße sowie unter dem Gymnasium Waldhof war. Es begann eine auf viele Jahre angelegte Sanierung des Kanals. Wegen der Sanierung in der Ravensberger Straße zwischen Niederwall und Teutoburger Straße mussten leider 2014 zahlreiche Robinien gefällt werden. Zeitweise bestand auch die Gefahr, dass die Platanenallee ganz oder teilweise gefällt werden müsse, um die Kanalsanierung bewerkstelligen zu können. Der Stadtrat einigte sich nach schwierigen Debatten 2012 auf ein anderes Vorgehen: Der Kanal wird durch den Einbau einer neuen Innenröhre saniert. Dabei muss die Straße nur an wenigen Stellen aufgerissen werden, die Platanenallee kann zum größten Teil erhalten bleiben. Dafür hatten sich u.a. die Schüler* und Lehrer* des Helmholtz-Gymnasiums massiv eingesetzt. Leider mussten wegen des dadurch verringerten Kanaldurchmessers und der wachsenden Hochwassergefahr zwei zusätzliche unterirdische Regenrückhaltebecken gebaut werden: eins unter dem Park der Menschenrechte, dessen Baumbestand dabei unterging; ein weiteres ist an der Teutoburger Straße gerade im Bau (Stand 2020). Es stimmt also nicht, dass die Platanenallee wegen der geplanten Freilegung der Lutter gefährdet war. Sie war wegen der nötigen Sanierung des maroden Kanals gefährdet.
Mittellauf in Oststadt und Heepen
Unterhalb der Straße An der Walkenmühle tritt die Lutter ans Tageslicht und durchfließt den fast dreieckigen Stauteich I. Er ist in den Luttergrünzug eingebettet, der mit der Platanenallee beginnt und sich stadtauswärts bis nach Heepen fortsetzt. Hier mündet, oberirdisch unsichtbar, der verrohrte Lonnerbach in die Lutter. Am Stauteich befindet sich eine Station des Global-Goal-Radwegs, den das Welthaus Bielefeld 2015 anlegen ließ, um die damals beschlossenen globalen Ziele für nachhaltige Entwicklung an acht Lernorten erfahrbar zu machen. Die Lutter passiert das Stadion Rußheide, unterquert die Bahnstrecke nach Oerlinghausen und die Otto-Brenner-Straße. Zwischen Nachtigall- und Lerchenstraße liegt der fast viereckige Stauteich II. Nach 200 m unterquert die Lutter die Brückenstraße und tritt in den 500 m langen, rechteckigen Stauteich III ein. Unterhalb des Stauwehrs wendet sich die Lutter in östliche Richtung, passiert jenseits der Straße Am Venn ein Regenrückhaltebecken und nimmt 500 m weiter östlich von rechts den Baderbach auf. Dort wendet sie sich wieder nach Nordosten, fließt zwischen dem Wäldchen Heeperholz und einem Mühlenteich durch und erreicht die ehemalige Mühle beim Hof Meyer zu Heepen. Hier ist eine Staustufe, die die beiden Mühlenteiche speist. Auffällig sind eine Eichen- und eine Platanenallee. Die Lutter unterquert die Heeper Straße und fließt entlang des Lutterpatts durch den Heeper Friedhof, wobei sie den Ortskern von Heepen nördlich umgeht. Sie unterquert die Vogteistraße und passiert die Siedlung Fohlenwiese. Im Grünzug, am Gustav-Stute-Weg, liegt die Station 6 des Global-Goals-Radwegs mit dem Thema Klimawandel. Der Finkenbach fließt hier über rd. 700 m parallel zur Lutter, darf aber, anders als diese, durch einen naturnahen Auwald wild mäandrieren, ehe er, kurz vor der Überführung Eckendorfer Straße, von links in die Lutter mündet. 300 m weiter nordöstlich, jenseits der Eckendorfer Straße, mündet von rechts die Windwehe ein.
Exkurs: Die geplante Umgestaltung der Stauteiche
Der Stauteich I musste 2019 aufwändig entschlammt werden. Auch der Stauteich III ist stark verschlammt, da die Lutter permanent Sedimente mitschleppt, die sich vor dem Stauwehr ablagern. Deshalb plant die Stadt Bielefeld seit 2016, den Bach um die Stauwehre herumzuführen, ähnlich wie bei Johannisbach und Obersee. Dadurch würde die Lutter auch wieder für Fische, Krebse und andere Wassertiere durchgängig, was die Wasserrahmenrichtlinie vorschreibt. Das aber ist vor allem am Stauteich III schwierig, weil der Platz knapp ist: Viele Fußgänger, Radfahrer und Kleingärtner konkurrieren um den knappen Freiraum zwischen Heeper Straße und Hofstraße. Um diese Probleme zu lösen, hat ein Planungsbüro Pläne für eine Umgestaltung vorgelegt, die 2017 in Workshops der Öffentlichkeit präsentiert und breit diskutiert wurden. Dazu gehörte, den Stauteich II zugunsten eines Feuchtgebiets aufzugeben und dem Stauteich III eine andere Form mit abgerundeten Ufern und einer kleinen Mittelinsel zu geben („Luttersee“). Das wäre jedoch nur auf Kosten einiger Kleingartenparzellen möglich. Dagegen erhob sich starker Protest von Anwohnern und Kommunalpolitikern. 2018 beschloss der Stadtrat eine Kompromisslösung.
Stellungnahme des BUND Bielefeld vom Januar 2018
Unterlauf in Heepen, Baumheide und Milse
Der 3 km lange Unterlauf beginnt mit der Windwehe-Mündung, die die Lutter deutlich verbreitert. Sie wendet sich hier nach Norden in eine breite Auenlandschaft mit Wiesen und Äckern, passiert den Schelphof mit dem Naturpädagogischen Zentrum und unterquert die Wiesenstraße. Der Vogelbach fließt über 900 m parallel zur Lutter, ehe er in Milse von rechts in diese einmündet. 600 m oberhalb, am Ortsrand von Baumheide, mündet von links der Wellbach in die Lutter, gleich neben einem länglichen Stauteich mit Mittelinsel, der von einem kleinen Erlenbruchwald umgeben ist. Der Wellbach führt das geklärte Abwasser der Kläranlage Baumheide mit sich. Die Lutter hält sich parallel zur Wiesenstraße, von Weiden gesäumt, unterquert die Milser Straße und nimmt direkt an dem neuen Kreisverkehr von rechts den Buschbach auf, dessen Unterlauf 2014 im Zuge der Stadtbahnverlängerung naturnah umgestaltet wurde. Die Lutter fließt, parallel zur Elverdisser und Mehlstraße, direkt am Haus Milse vorbei und ist über einen Quergraben mit dem von Westen kommenden Johannisbach verbunden. Beide Bäche unterqueren parallel die Mehlstraße an der Milser Mühle, wobei der Johannisbach aufgestaut ist, die Lutter nicht. 300 m weiter nordöstlich, an der Straße Am Flottgraben, mündet die Lutter von rechts in den Johannisbach ein, dessen beide Arme sich dort wieder vereinigen. Durch den Zusammenfluss entsteht der Fluss Aa.
Hallo,
hier hat sich der Fehlerteufel wohl eingeschlichen:
„Am Gymnasium Waldhof wird seit 2004 ein Teil des Lutterwassers in einem Schacht rd. 2 m nach oben gepumpt und speist einen künstlich angelegten Bachlauf im Park der Menschenrechte (NW-Bericht 19.5.2017).“
Das Wasser wird nicht gepumpt, sondern durch ein Tiroler Wehr der offenen Lutter im Waldhofbereich im freien Gefälle zugeführt. Dies ist möglich, weil die unterirdische Lutterverrohrung dort einen entsprechenden Gefällesprung hat.
Ein Hochpumpen des Wassers wäre nicht genehmigungsfähig gewesen.
Hallo Herr Ohse, danke für den wichtigen Hinweis! Ich werde die Beschreibung entsprechend ändern.
Jens Jürgen Korff